Stehsatz

Buchgestaltung und Schriftanalyse der Didot
Schriftanalyse und Buchgestaltung (2. Semester):
Katrin Eder, Luca Tommaso Stimming

Die Didot ist eine klassizistische Schrift mit eleganter, ja vornehmer Anmutung. Sie inspiriert Typografen auch heute noch und ist Vorbild vieler moderner Schriftinterpretationen. Diese ehrwürdige Schrift wurde von der Druckerfamilie Didot im 18. Jahrhundert entwickelt und erlangte seiner Zeit sehr viel Aufmerksamkeit in ganz Europa. Die Schnitte, allesamt aus der Hand von Firmin Didot, überzeugten durch unglaubliche Präzision.

Adrian Frutiger digitalisierte die 1784 von Firmin Didot gestaltete klassizistische Antiqua, sie erschien 1991 bei Linotype. Auffällig ist ihr extrem hoher Strichstärkenkontrast und ihre scheinbar mit Zirkel und Lineal konstruierte Form. Trotz ähnlicher Formen der verschiedenen Zeichen, vor allem bei den Serifen, ist jedes einzelne dennoch individuell und einzigartig.

Uns ist die Schrift sofort ins Auge gesprungen, deshalb war schnell klar, dass wir ihr unser Buch widmen wollen. Das ganze Buch sollte dem Stil der Schrift folgen — das heißt, Ruhe und Eleganz ausstrahlen. Daher entschieden wir uns für eine einfache Blindprägung auf dem Cover und das Farbschema weiß – lila. Wichtig war uns eine genaue Analyse der einzelnen Zeichen, genauso wie der Vergleich mit zwei ähnlichen Schriften, nämlich Bodoni und Baskerville. Abgeschlossen wird das Buch mit einigen aktuellen Anwendungsbeispielen, die den Überblick über die lange und ungebrochene Historie der Didot durch die Jahrhunderte beenden.

Fotos: Katrin Eder, Luca Tommaso Stimming, Redaktion: Sybille Schmitz
Typografie (2. Semester): Lilli Hartig, Philipp von Soden

Erik Spiekermann ist einer der bekanntesten Schriftentwerfer im deutschsprachigen Raum. Schriften wie die ITC Officina und die FF Meta Schriftsippe stammen von ihm, darüberhinaus hat er mit Größen wie Neville Brody, Günter Gerhart Lange oder Christian Schwartz zusammengearbeitet.

Daher mag es nicht verwundern, dass sich Lilli Hartig und Philipp von Soden in ihrer Semesterarbeit für die Analyse der FF Meta, die auch heute noch durch ihre unverwechselbare und eigenständige Dynamik überzeugt, entschieden. Die Schrift, eine humanistische Grotesk, war von Erik Spiekermann in der ersten Variante unter dem Namen PT55 als Hausschrift für die Deutsche Bundespost entworfen worden; diese lehnte ihren Einsatz jedoch ab. Als eine der ersten FontFont Schriften wurde sie u.a. mit Mediävalziffern reich ausgebaut und schließlich in Kooperation mit Just van Rossum und Erik van Blokland umgesetzt. 1991 veröffentliche Spiekermann die FF Meta beim »FontShop International«.

Das Buch der Studierenden porträtiert dabei zunächst die Person Spiekermann und zeichnet seinen Werdegang nach. Die anschließende Schriftanalyse untersucht Besonderheiten der FF Meta, die Ausgestaltung der Einzelzeichen sowie die Zurichtung. Darauf folgt ein Schriftvergleich innerhalb der Gruppe der humanistischen Serifenlosen. Prägnante Zitate von Erik Spiekermann leiten die einzelnen Kapitel ein.

Fotos: Lilli Hartig, Redaktion: Sybille Schmitz
Freie Schriftarbeit  (1. Semester): Sophie Feichtner

Die Arbeit »Love Letter(s)« widmet sich – wehmütig und sinnierend, aber auch respektvoll und dankbar – an eine vergangene Liebesbeziehung. Mit 24 Metern Garn, sinnbildlich für die 24 Monate der Beziehung, hat Sophie Feichtner unausgesprochene letzte Worte auf einen dünnen Stoff gestickt und diesen anschließend gerahmt. Die der heutigen Kommunikation, etwa der mittels Spracherkennung schnell verschickten Nachricht per App, diametral entgegengesetzten Art einer Äußerung könnte nicht entschleunigter sein. Eben dadurch schafft die Arbeit, die wahrlich auf schlichte Art und Weise, lediglich mit Nadel & Garn, geschaffen wurde, der Liebe, der Intimität, einer Beziehung und dem immer auch schmerzlichen Ende gerecht zu werden. Man fragt sich, was die angesprochene Person wohl erwidern würde – und auf welche Weise.

Fotos: Sophie Feichtner
Graduate Show München am 31. 3. 2022, 18:00 Uhr–21:00 Uhr
Werkschau der Bacheloranden des Fachbereichs Media Design

Die Bacheloranden des Fachbereiches Media Design der MD.H München (Mediadesign Hochschule) verabschieden sich mit einer Online-Ausstellung ihrer Abschlussarbeiten. Das Motto »out of one’ s mind« bezieht sich auf die sprudelnde Kreativität der Bacheloranden, die sie als Designer ausmacht. Die außergewöhnlichen, individuellen und kreativen Ideen, die aus den Köpfen der angehenden Designer strömen und in ihren jeweiligen Bachelorarbeiten verkörpert sind, werden in einem Livestream vorgestellt. Dieser findet am 31. März 2022 zwischen 18 und 21 Uhr online unter wks-muc.mediadesign.de statt.

Wir freuen uns auf einen Abend voller Inspiration, guter Laune und kreativem Austausch!

Designentwurf: Mona Kerntke, Anna Lea Trumpetter, Lara Traub und Franziska Bilyj; 
Realisation Gestaltung, Koordination und Umsetzung MD1020 und MD0421. 
Projekt Communication Design. Dozenten: Markus Eggart, Prof. Frank Rief, Prof. Sybille Schmitz
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Sonja Melior

Im Rahmen des Schriftexperiments des ersten Semesters nutzte Sonja Melior alle Freiheiten, die einem Experiment eigen sind. Für ihre Schrift »Twist Twine« drapierte sie in Farbe getauchte Fäden in Form von Buchstaben auf weißem Papier. Anschließend legte sie einen Papierbogen darüber und erstellte einen Abdruck des Fadens.

Im Ergebnis vereinen sich zwei konträre Welten: einerseits die Dauerhaftigkeit einer üblicherweise »in Blei gegossenen« Schrift, die Gedanken konservieren soll, sie in Archiven ewiglich festhält, die Informationen in genormter Weise und rechtssicher dokumentiert. Auf der anderen Seite strahlen die einzelnen Typen den Charme des Individuellen aus, des nach eigenwilligem Wuchs, nicht nach Schemata Entstandenem. Nicht zufällig wirken sie wie organisches Material, ähneln sie doch dem aus Kindertagen bekannten Blätterdruck — und haben dadurch auch die Anmutung von Vergänglichem. Zusammen mit der monochromen Klarheit, die an Tuschezeichnungen erinnert, gelingt Sonja Meliors Arbeit die Verbindung von Aspekten, die zuvor noch als gegensätzlich galten.

Ein ungewöhnlich spielerisches, ja fast flüchtig wirkendes Typografie-Experiment.

Fotos: Sybille Schmitz
Schriftanalyse und Buchgestaltung (2. Semester): Lisa Sophie Rid, Anja Hergl
Neue Haas Grotesk

In der Schriftanalyse beschäftigten sich Anja Hergl und Lisa Sophie Rid zunächst mit den Schriftentwerfern Max Miedinger, der die Neue Haas Grotesk 1957 entworfen hat und im Anschluss mit Christian Schwartz, der diese Schrift im Jahre 2010 überarbeitet und für das digitale Zeitalter angepasst hat. Im Zuge dieses Ansatzes wird die Entstehungsgeschichte der serifenlosen Linear-Antiqua betrachtet; dabei werden wegweisende Entwicklungen, wie etwa der Einfluss des International Style, miteinbezogen.

Der Hauptteil beschäftigt sich mit einer detaillierten Schriftanalyse, bei der die Endstrichlose genauestens betrachtet wird. Im Schriftvergleich von Helvetica und der Neuen Haas Grotesk werden dann wesentliche Unterschiede der beiden Schriftarten herausgearbeitet. Abgeschlossen wird das Buch mit Anwendungsbeispielen aus dem Digitalen wie auch aus dem Printbereich, um die Vielseitigkeit der Neuen Haas Grotesk aufzuzeigen. Dabei ist ungemein augenfällig, wie schlicht, aber dennoch wirksam diese Schriftart ist.

Um dem Buch eine gewisse Besonderheit zu geben, entschieden sich Anja Hergl und Lisa Sophie Rid für einen rosa Farbverlauf. Einige Seiten, wie auch das Cover sind vollständig rosa und geben dem Buch einen modernen Touch. Die Textgewichte wurden abwechslungsreich gestaltet und der Satzspiegel wurde recht seitenfüllend gewählt. Immer wieder erscheinen Texte auch in größeren Größen, ebenso prägen starke Weissräume das Buch. So findet sich auch in der Buchgestaltung der Einfluss des Swiss Style, passend zum Inhalt bzw. Thema des Buches.

Fotos: Anja Hergl
Schriftanalyse und Buchgestaltung: Mona Kerntke, Anna-Lea Trumpetter
Analyse der Avenir

Adrian Frutiger war einer der größten und bedeutendsten Typografen bzw. Schriftgestalter des 20. Jahrhunderts und prägte mit seinen Werken den Schweizer Stil maßgeblich. Die Anlehnung an die Futura von Paul Renner verrät schon der Name. Anders als bei der streng geometrisch konstruierten Schrift von Renner versuchte Frutiger in der Avenir Harmonie und Menschlichkeit zum Ausdruck zu betonen. Dabei konzentriert er sich auf die Balance zwischen der mathematischen Geometrie einerseits und andererseits den optischen Korrekturen, die der Lesefreundlichkeit dienen.

In ihrer Schriftanalyse beschäftigen sich Lea Trumpetter und Mona Kerntke zunächst ausführlich mit dem Werdegang des Gestalters Adrian Frutiger und dessen Arbeiten. Im weiteren Verlauf wird die Geschichte der Grotesk nachgezeichnet. Der Hauptteil der Schriftanalyse widmet sich dem Charakter der Avenir. Anschließend folgt eine sehr detaillierte Einzelzeichenanalyse, sowie das Kerning der Schrift. Für den Vergleich wurden die Avenir Next und Futura PT herangezogen. Anwendungsbeispiele runden die Schriftanalyse ab.

Durch ausgewogene Raumaufteilung und stringente Text- und Seitengestaltung entsteht ein stimmig gestaltetes Buch. Das Cover und der offen gestaltete Buchrücken der Schweizer Broschur verbinden sich — dank des roten Fadens im Wortsinne wie im übertragenen Sinne — gekonnt mit dem Inhalt.

Fotos: Mona Kerntke und Anna-Lea Trumpetter, Redaktion: Sybille Schmitz
Typografie (2. Semester): Josephin Oschmann, Simona Priller, Felix Stoffel
»It’s illegible but great. I’ll buy it!« ~ Ralph Ginzburg

In dem Buch »Avant Garde –Schriftanalyse« untersuchen Felix Stoffel, Simona Priller und Josephin Oschmann die Typeface »ITC Avant Garde Gothic« des amerikanischen Grafikdesigners und Schriftgestalters Herbert Lubalin. Das Buch beinhaltet neben einer ausführlichen Schriftanalyse einen kleinen Überblick über die Geschichte der Grotesk, eine Kurzbiographie über Herbert Lubalin sowie einen Schriftenvergleich mit der Futura PT und Proxima Nova. Die Schriftanalyse führt die Aspekte Entstehungsgeschichte, Klassifizierung, Psychogramm, Schriftschnitte, Buchstabenanalyse, Zusatzanalyse, Zurichtung sowie Lesbarkeit an.

Das Wort »Avant Garde« stammt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie Vorreiter der Zeit. Wie bereits das Magazin von Herbert Lubalin und Ralph Ginzburg als auch die Schrift selbst, soll auch dieses Buch den Geist des Vorkämpfers widerspiegeln. Um die Eigenschaften und den Zeitgeist der Schrift mit dem Design des Buches zu vereinen, wurde ein gedeckter Rotton für Farbakzente gewählt, der dem Stil der 70er Jahre entspricht, jedoch durch die Kombination mit Schwarz-Weiß einen modernen Touch erhält. Außerdem zeichnet sich das Buch durch sein ungewöhnliches Format, welches dem des ursprünglichen Magazins »Avant Garde« entspricht, durch die ausgestanzten Lettern auf dem Cover und auch bei den Kapitelübergängen aus. Die modernen Gestaltungselemente des Buches orientieren sich an Herbert Lubalins markantem Gestaltungsstil.

Fotos: Josephin Oschmann

Freie Schriftarbeit (1. Semester): Clara Reichelt
Eine Schriftarbeit als Hommage an den Künstler Christo
Inspiriert ist mein Konzept einer freien Schriftarbeit durch den Künstler Christo, der Gebäude wie den Berliner Reichstag verpackt bzw. verhüllt hat und eben dadurch eine verblüffende, neue Wahrnehmung des nunmehr eigentlich Verborgenen ermöglichte.

Meine Idee war es, alltägliche Gebrauchsgegenstände aus dem Haushalt zu suchen und diese so mit Stoff und Bindfäden einzupacken, dass sie die Form eines Buchstabens bilden. Eine Bananenbox habe ich zum Beispiel als »C«, eine Pfanne samt Kochlöffel als »R« und eine Klavierlampe als »T« verwendet und somit das Wort CHRISTO geschrieben, gewissermaßen als Hommage an den vor einem Jahr verstorbenen Künstler.

Schließlich habe ich sowohl die eingepackten als auch die uneingepackten Gegenstände fotografiert und in Form eines Leporellos gegenübergestellend inszeniert.

Fotos. Clara Reichelt
Bachelorarbeit: Magdalena Stricker
Audace – Schrift im Raster

In ihrer Bachelorarbeit widmete sich Magdalena Stricker dem Thema Schrift im Raster. Sie entwickelte eine Schrift, die die Möglichkeiten einer Rastergrundlage weit auslotet. Auf einem recht kleinteiligen Raster, ausschließlich bestehend aus Kreisen und Quadraten, entstand die Auszeichnungsschrift namens »Audace« – italienisch für Wagemut, Tollkühnheit, aber auch Anmut. Wagemutig ist Audace allemal, läßt sie doch Traditionen weit hinter sich und tritt dem Leser in ihrer Eigenwilligkeit herausfordernd entgegen.

Mit dieser experimentierfreudigen Abschlussarbeit stellt Magdalena Stricker auch die grundsätzliche Frage in den Raum: inwiefern und vor allem bis zu welcher Konsequenz kann Schrift aus Rastern entwickelt werden?