Stehsatz

Awesome Workshop with amazing people. Buckdruckwerkstatt München, meh, Prof Sybille Schmitz
Awesome workshop with amazing people

Die beiden Studierenden Xueqi Huang und Yibei Li aus Changsha in China haben ihr Auslandssemester in Europa genutzt, um nach München zu reisen und die dortige Druckwerkstatt zu besuchen. Auf Empfehlung eines Professors der Hunan Normal University – mit der die MD.H kooperiert – verbanden die beiden den Kurztrip von Tschechien nicht nur zum obligatorischen Besuch des Oktoberfestes, sondern auch um sich den klassischen Druck mit Bleilettern anzusehen.

Mit erfrischend unbekümmerter Verve und einem beachtlichen handwerklichen Geschick eigneten sich die beiden Chinesinnen – die einem gänzlich anderen Kulturkreis und Schriftsystem entstammen – in erstaunlich kurzer Zeit wesentliche Grundlagen im klassischen Hochdruck an.

Dabei nutzten Sie nicht nur unser Plakatmaterial, sondern setzten sich auch mit dem klassischen Satz, mit herkömmlichen kleinen Bleilettern (Monotype Univers Regular 12 p) auseinander. Der Druck erfolgte im Anschluss im Irisdruck, entstanden sind so zwei farbenfrohe Plakate.

Katharina, meine Mitarbeiterin, und ich waren erstaunt ob der Hingabe und Detailgenauigkeit unserer Gäste. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es ein auch für uns sehr bereichernder Austausch war; oder anders formuliert: »Awesome workshop with amazing people«.


Fotos: Katharina Lutz, Sybille Schmitz, Xueqi Huang
Grafische Zeichen (2. Semester): Alina Seidemann

Für das reale Schattentheater in Schwäbisch Gmünd soll ein (fiktives) Erscheinungsbild entworfen werden, das die traditionelle Kunst des Schattenspiels in das 21. Jahrhundert überträgt und ein junges Publikum anspricht. Durch einen modernen grafischen Auftritt, ein griffiges Logo, den neuen, prägnanten Namen »atmoslux« und auch durch Werbemaßnahmen im öffentlichen Raum soll die Institution, die ein Museum beherbergt und alle drei Jahre ein internationales Festival ausrichtet, stärker verankert werden.

Wesentliche Elemente der grafischen Sprache sind Licht, Schatten und Bühne. Ein abstrahiertes A steht sinnbildlich für das Theater, den Schatten sowie den Anfangsbuchstaben des Namens »atmoslux« selbst (»atmos« steht für die Licht- und Lufttechnik, die häufig bei Kinofilmen eingesetzt wird; »lux« bedeutet Licht). Das Logo ist eine Wort- & Bildmarke und kann aufgrund der klaren, markanten Form sehr gut von der Zielgruppe wahrgenommen und verstanden werden. In variablen Kombinationen des Zeichens entsteht eine spielerische und moderne grafische Sprache.

Unikatbuch (4. Semester): Sophie Feichtner
Das verräterische Herz

Mein Unikatbuch beschäftigt sich mit der Kurzgeschichte »Das verräterische Herz« von Edgar Allan Poe. Es ist in Form eines kleinen Buches gestaltet und versteckt sich in einem Schuber, der mit einem Papier mit Holzstruktur kaschiert ist und die Dielen in der Geschichte symbolisiert. Jene Dielen, unter denen die Leiche bzw. die Leichenteile des alten Mannes liegen — auch jenes verräterische Herz, das der Protagonist bei dem Verhör durch die Polizeibeamten lauter und lauter schlagen hört.

Im Inneren des Buches wird die Geschichte inszeniert, indem die Stimmung der Erzählung aufgegriffen und der Wahn des Protagonisten unter anderem durch die Rhythmik des Textes visualisiert wird. Dafür habe ich verschiedene Schriftschnitte und Textstrukturen verwendet. Die Gestaltung des Buches, das schlicht in Schwarz und Weiß gehalten ist, nimmt im Verlauf der Geschichte immer düsterere und unheimlichere Züge an, während der Wahnsinn des Protagonisten immer drastischer dargestellt wird.

Die Inszenierung des Wahns soll den Leser tief in die beklemmende Atmosphäre der Geschichte ziehen und die psychische Abwärtsspirale des Protagonisten intensiv erlebbar machen.

Fotos: Sophie Feichtner, Redaktion: Sybille Schmitz
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Franzi Wolf

Aufgabenstellung im ersten Semester war es, eine eigenständige Schrift künstlerisch oder kalligrafisch zu entwickeln. Die Studentin Franziska Wolf entschied sich hierbei für die Bearbeitung von Styropor-Platten. Nach sorgfältiger Überlegung und einer präzisen Skizze schnitt sie die Buchstaben anhand selbstgefertigter Schablonen aus. Dabei musste auf Details geachtet und gleichzeitig das Gesamtobjekt im Auge behalten werden, um ein stimmiges Bild von jeder Perspektive zu gewährleisten. Zum Schluss wurden die Buchstaben noch mit feinem Schleifpapier bearbeitet.

Das Wortpaar BLACK und WHITE lag recht schnell auf der Hand, weil beide Wörter gleich viele Buchstaben haben. Das Besondere an dieser freien Schriftarbeit ist, dass von unterschiedlichen Perspektiven beide Wörter zu sehen sind. Stellt man sich rechts von der Buchstabenreihe hin, erkennt man das Wort WHITE. Blickt man jedoch die Buchstaben von vorne an, so ergibt sich das Wort BLACK. Um das Spiel mit Distinktion und Zusammengehörigkeit noch weiter zu treiben, wurden die Buchstaben für das Wort WHITE in schwarz und die Buchstaben für das Wort BLACK in weiß lackiert.

Fotos und Redaktion: Sybille Schmitz
Corporate Communication (4. Semester): Sophie Feichtner

Für meine Magazinanalyse habe ich mich intensiv mit der niederländischen MacGuffin auseinandergesetzt – ein halbjährlich erscheinendes Printmedium, das nicht nur durch seinen inspirierenden Inhalt, sondern auch durch seine beeindruckende Gestaltung auffällt. Die MacGuffin widmet sich regelmäßig alltäglichen Dingen und verknüpft geschickt Themen wie Kunst, Kultur und Design, wodurch die vorgestellten Objekte eine neue Wertschätzung erfahren und ihre Relevanz hervorgehoben wird.

Besonders hervorzuheben ist die einzigartige Herangehensweise des Magazins, mit der es die Themen beleuchtet. Es beschränkt sich nicht nur auf die ästhetischen und funktionalen Aspekte der Designobjekte, sondern erforscht auch die sozialen, kulturellen und historischen Kontexte, in denen sie entstanden sind.

Meine Analyse des Magazins spiegelt den Stil der MacGuffin wider und greift dabei die charakteristischen Textstrukturen, Typografie und Farbwelten des Magazins auf. Auch die Wahl der verwendeten Papiere ist darauf ausgerichtet, das ästhetische und haptische Erlebnis der MacGuffin erfahrbar zu machen.

Inhaltlich beleuchtet meine Analyse die Zielgruppe des Magazins, den Sprachstil und die Tonalität, sowie weitere Aspekte wie den Aufbau, die Werbung und den Vertrieb. Daneben fokussiert die gestalterische Analyse das Cover, das Layout, die Text-Bild-Komposition, Typografie und Farben, die Bildsprache und den Gesamteindruck hinsichtlich Optik und Haptik. Diese tiefgehende Analyse hat es mir ermöglicht, die einzigartige Identität des MacGuffin Magazins besser zu verstehen und die Faszination hinter dieser außergewöhnlichen Publikation zu begreifen.

Fotos: Nico Janson, Redaktion: Sybille Schmitz
Unikatbuch (4. Semester): Luca Tommaso Stimming

Luca Tommaso Stimming widmet sich in seinem Unikatbuch der Geschichte »Das verräterische Herz« von Edgar Allan Poe.

Darin bringt der psychisch angeschlagene, äußerst erregbare bzw. mehr und mehr erregte Ich-Erzähler einen alten Mann, der mit ihm in demselben Haus wohnt, um. Der alte Mann hat eine körperliche Besonderheit, ein eigentümliches Auge — dem eines Geiers ähnlich —, dessen (An-) Blick den Erzähler zur Weißglut treibt. Innerhalb einer Woche steigert sich die Aversion in einem Maße, daß der Protagonist zur Wahnsinnstat getrieben wird, um den Leichnam anschließend überlegt & sehr rational unter dem Dielenboden zu verstecken sowie alle Spuren zu verwischen. Die Polizisten, durch Schreie alarmiert, finden nichts, woraufhin der Erzähler im selbstgefälligen Gefühl der Sicherheit die Polizisten in ein Gespräch verwickelt, in dessen Verlauf er den Herzschlag des Alten lauter und lauter aus den Dielen heraus zu hören glaubt. Vom anschwellenden Schlagen des Herzens zur Verzweiflung getrieben gesteht er schließlich den Mord.

Luca setzte das Thema in der Form eines typografisch inszenierten, dreidimensionalen Objektes um. Während des Lesevorgangs folgt der Betrachter der Faltanleitung und knickt das im Format DIN A3 bedruckte Blatt so lange, bis sich am Ende ein abstrahiertes, dreidimensionales – eben das verräterische – Herz ergibt.

Fotos: Nico Janson
Unikatbuch (4. Semester): Katrin Eder

Wie schon im vorangegangenen Beitrag findet sich auch hier in der Arbeit von Katrin Eder die Geschichte »Das Fass Amontillado« von Edgar Allan Poe als Unikatbuch umgesetzt. Katrin Eder schuf hierfür ein Objekt, das den langen, unheilvollen Weg in den dunklen Keller des Palazzo und schließlich in das Verderben verdeutlicht.

Das dreidimensionale Objekt vertieft sich in Stufenform. Dabei ist die Geschichte — akkurat in der Proxima Nova gesetzt — in sorgfältigem Satzspiegel Seite für Seite in Stufenform angeordnet. Die Seiten werden von Stufe zu Stufe immer dunkler und das Objekt von Stiege zu Stiege immer tiefer. Auf den Erhöhungen respektive Zwischenelementen befinden sich dabei, stichpunktartig arrangiert, die Gedanken des Protagonisten Montresor wieder, die im Laufe der Geschichte immer düsterer werden und ihren Höhepunkt im Mord des (insgeheim verhassten) »Freundes« finden.

Der Leser, die Leserin muss gewissermaßen im Akt des Lesens den unkomfortablen Weg der beiden Männer verfolgen und den unaufhaltsamen Niedergang nachvollziehen — eine eindrückliche und in Buchform kaum je zuvor erlebte Immersion!

Fotos: Nico Janson
Unikatbuch (4. Semester): Sonja Melior

Sonja Melior hat sich bei ihrem Unikatbuch für die Geschichte »Ein Fass Amontillado« von Edgar Allan Poe entschieden, um eben diese kurze Geschichte typografisch-experimentell umzusetzen. Darin lockt der Protagonist Montrésor den verhassten Fortunato — der vom Hass Montrésors nichts ahnt —, in die weitläufigen Gewölbe und Keller unter seinem Palazzo, sperrt und mauert ihn dort als Rache für erlittene »tausendfältige Unbill« lebendig ein. Lockmittel in die Tiefe ist das namensgebende Fass Amontillado (ein erlesener Sherry), das dort unten angeblich lagert und begutachtet werden soll. Im Laufe der Geschichte steigen beide immer tiefer in das zunehmend dunkler werdenden Gewölbe hinab. Parallel dazu wird auch die Unterhaltung beider peu-à-peu unheilschwanger, die Stimmung wird immer düsterer und die Absichten des Ich-Erzählers Montrésors immer diabolischer, bis es zum finalen Einmauern, somit zum Mord kommt.

Diesem Bogen der Verdichtung zeichnet Sonja Melior sowohl mit ihrer buchgestalterischen als auch mit der typografischen Struktur nach. Die Seiten des Buches nehmen zunehmend an Gewicht zu, bis sie schließlich in einem massiven Holzblock enden. Die Textstruktur verdichtet sich, verliert die Lesbarkeit und bildet eine totbringende, undurchdringliche und bedrückende Mauer.

Das ganze Buch ist in einer schwarzen Kassette untergebracht, die diesen Effekt nochmals verstärkt. Höchst gelungen.

Fotos: Sonja Melior, Philipp Von Soden
Typografie (1. Semester): Alina Seidemann

Der Aufgabe, die Begriffe »laut« und »leise« typografisch-künstlerisch umzusetzen, widmete sich Alina Seidemann auf zweifache Weise. Zum einen setzte sie den übergreifenden Gedanken GOOD TINGS TAKE TIME in laut wirkenden Großbuchstaben, in der Art aufklappbarer, ins Papier geschnittener Versalien einer serifenlosen, fetten Schrift. Dahinter, nach dem Aufklappen sichtbar, sind englische Begriffe aus der Typografie in kleiner Schriftgröße und ausnehmend in Kleinbuchstaben zu sehen.

Begriffe wie »spacing«, »kerning« oder »tracking« und »typesize« verweisen hier auf einer zweiten, thematischen Ebene auf die sorgsame, langwierige, mitunter subtil und somit »leise« wirkende typografische Arbeit – diese Arbeit ist filigran, unverzichtbar für Qualität (GOOD THINGS) und braucht neben fundierten Kenntnissen eben auch ihre Zeit (TAKE TIME).

Fotos: Alina Seidemann
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Olivia Böhm

Aufgabe der freien Schriftarbeit im ersten Semester war es gewesen, eine eigenständige Schrift künstlerisch oder kalligrafisch zu entwickeln. Ausgangspunkt dafür stellten die Großbuchstaben römischen Ursprungs dar.

Olivia Böhm entschied sich für die Darstellung des Wortes »Akzidenzien«. Der Begriff bedeutet soviel wie Auszeichnung – ein Begriff, der im Buchdruck früher etwas Besonderes, etwas von der alltäglichen Norm abweichendes bezeichnet hat. Und so weicht auch ihr Wort von der Norm ab: die einzelnen Buchstaben sind kunstvoll aus Papier gefaltet und weisen mehrere unterschiedliche Papierfarben und -lagen auf. Auf diese Art und Weise lässt die Studentin einen dreidimensionalen, frühlingshaft anmutenden Schriftzug entstehen. Die einzelnen Zeichen unterscheiden sich jeweils durch Falttechnik und Farben. Das Wort selbst ist Blatt für Blatt zu einem Leporello zusammengefasst. Passend zu den ersten Frühlingstagen strahlt diese Arbeit aus dem ersten Semester eine beseelte, verspielte Heiterkeit aus.

Fotos: Sybille Schmitz