Stehsatz

»RE SIGN« RE MADE
Kevin Kremer

Die Arbeit zielt darauf ab, durch systematische Dekonstruktion und anschließende Neukombination, die erlernte Darstellungsweise und Erfassbarkeit eines Buchstabens in Frage zu stellen. Es sollen die Grenzbereiche der Wahrnehmung einer Form in Bezug auf deren Erkennbarkeit als Schriftzeichen der abendländischen Schriftkultur erforscht werden.

Wann tritt der Punkt der »Nicht-Erkennbarkeit« einer Form als Schriftzeichen ein? Wie weit kann man die Gewohnheiten des Betrachters in Bezug auf die erlernte Darstellungsweise eines Schriftbildes ausreizen, um ein Schriftzeichen als solches unerkennbar zu machen? Wann tritt der Zeitpunkt der Trennung von erlernter Form und Funktion eines Schriftzeichens ein?

Das Ergebnis dieser visuellen Untersuchung ist eine Reihung an Formzeichen, ausgehend vom bekannten Schriftbild, hin zu einer stark abgeänderten Darstellungsweise.

So weit so gut. Jedoch hatte ich bei der grafischen Ausarbeitung der Konzeption stets ein mulmiges Gefühl. Ich ging einfach nicht zu einhundert Prozent d‘accord mit dem, was dann schlussendlich als Ergebnis vor mir lag: ein 700 Seiten umfassender Wälzer, der durch seine bloße Größe schon dazu geeignet wäre, die Leser zu erschlagen. Also: noch mal. So habe ich mich in den letzten Wochen dazu durchgerungen jede. einzelne. Seite. noch einmal zu gestalten. Dieses mal anders: kleineres Format, weniger sachlich und deutlich reizvoller. Das Ergebnis ist ein 800 Seiten umfassendes Werk, das erstaunlich gut in eine Hand passt und zudem auch noch stilvoll in einem Schuber aufbewahrt werden kann.

Bachelorarbeit: Kevin Kremer

Wieviel Formveränderung verträgt ein Schriftzeichen, ohne dabei den Verlust der Wiedererkennbarkeit zu riskieren? Meine Arbeit zielt darauf ab, in serieller Methode neue Schriften zu entwickeln. Als Mittel dienen die systematische Dekonstruktion und anschließende Neukombination der Zeichen der Schrift »Swiss«.

Mehr von RE SIGN gibt es auf der Werkschau am 17.3.2015 in München zu sehen.

Eine App zur Verbesserung der Lebensqualität bei seltenen Stoffwechselkrankheiten

Innerhalb des Moduls »Interfacedesign II« bei Prof. Frank Rief stand es zur Aufgabe, in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Maier und Herr Dr. Staudigl des »Dr. von Haunerschen Kinderspitals« der LMU München, eine technische Anwendung zu entwickeln, welche die Lebensqualität von Personen mit einer seltenen Stoffwechselkrankheit verbessert.

Dazu wurden in der Recherchenhase mittels Patientenumfragen die wichtigsten Kernfunktionen der Anwendung definiert und analysiert. Diese Funktionen umfassen das Erstellen eines Ernährungsprotokolls, eine automatisierte Erinnerungsfunktion an Nahrungs- und Medikamenteneinnahme und ein deutschlandweites Verzeichnis alles Stoffwechselambulanzen. Ebenso ist eine digitalisierte Form des Notfallausweises der Patienten integriert.

Anschließend wurden Name, Design und die Tonalität innerhalb der Kommunikation der App festgelegt. So wir »Teo« als Begleiter (»Teo & Du«) im Alltag etabliert, der intuitive Assistenz bietet, sich jedoch nicht aufzwingt. Ebenso übernimmt Teo keine medizinische Verantwortung, was die »eHealth« (= electronic Health) oder »mHealth« (= mobile Health) App zu einer Anwendung im privaten Bereich macht.

Derzeit befindet sich die App in der konkreten Programmierungsphase und wird voraussichtlich Ende diesen Jahres im Apple App Store und Google Play Store zum Download bereit stehen. Um die Anwendung den Nutzern näher zu bringen, wird Teo voraussichtlich auf dem nächsten »Rare Disease Day«, Anfang nächsten Jahres (2016), vertreten sein.

Konzeption und Design: Leitung: Prof. Frank Rief; Studenten: Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, 
Miriam Rieger, Laura Ostermeier, Rita Schimanowski
Technische Umsetzung: Leitung: Markus Eggart; Studenten: Silvan Wenig, Ivan Babic, 
Sonja Schröder, Nadine Mayer, Evgenia Trishkina

»Start spreading the news
I am leaving today
I want to be a part of it
New York, New York«

Diese Song-Zeilen von Frank Sinatras Klassiker »New York, New York« waren vermutlich auch Teil meiner Motivation, mich während des Praxissemesters für ein Praktikum in der Stadt, die niemals schläft, zu entscheiden. Glücklicherweise ermöglichte mir das Design-Studio »Everything Type Company« in Brooklyn diesen Wunsch und so ging es Ende Januar 2015 nach New York und auf in ein dreimonatiges Wagnis im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Als durchaus urbanophiler Mensch fiel mir der Start in der neuen Stadt nicht schwer – der tägliche, rund einstündige U-Bahn-Marathon von Manhattan nach Brooklyn zu meiner Arbeitsstelle empfand ich als guten Ersatz für den morgendlichen Kaffee. Hellwach und leicht außer Puste erreichte ich dann das Studio – klischeehafterweise in einem ehemaligen Industriegebiet direkt am East-River gelegen, das mit Streetart und urbaner Coolness durchaus Eindruck schindet.

An der minimalistischen Stahltür noch kurz die Nervosität abgeschüttelt und schon ging es dem ersten Arbeitstag in der Millionenstadt entgegen. Das Team, bestehend aus Geoff Halber, Kyle Blue und Houman Momtazian bereitete mir ein warmes Willkommen in dem sehr stilvoll eingerichteten Studio-Apartment – so kann das Praktikum starten.

Die nächsten Wochen bestanden hauptsächlich aus Arbeit und dem täglichen Pendeln durch den eisigen New Yorker Winter, der nicht selten mit Temperaturen um -20 Grad Celsius daherkommt. Selbstredend blieb auch genug Zeit um diverse Stadtviertel ausgiebig zu erkunden und während der Fashion Week reichlich »People-Watching« zu betreiben und sich ganz am Flair der Stadt zu ergötzen.

Um meine Ortskenntnis noch zu intensivieren wurde ich passender Weise in der Arbeit damit beauftragt, eine detaillierte Karte von Downtown Manhattan zu erstellen. Zwei Wochen später kannte ich diesen Stadtteil gefühlt wie meine Westentasche – Oh, lag ich da falsch. Der Zusatz »Stadt, die niemals schläft« erhielt New York eventuell daher, dass die Bewohner nicht schlafen, weil sie Ihr Zuhause nicht mehr finden – das ewige Labyrinth aus Straßen und Gässchen, Querstraßen und Ecken, Kreuzungen und Expresslanes scheint in Downtown Manhattan schier kein Ende mehr zu nehmen. Bin ich froh, dass ich am Ende des Tages doch noch Schlaf gefunden habe.

Sobald der Winter sich dem Ende zuneigt, wird der Stadt neues Leben eingehaucht. Vor allem auf der »Highline«, einem höhergelegenen Park in den Straßen Chelseas, erstrahlt die Stadt in der ersten Frühlingssonne in lebhaftem Glanz und jeder, der sich zuvor noch in seinem Apartment verkroch, scheint jetzt die Sonne und den nahenden Frühling genießen zu wollen.

Noch mehr Lebensfreude entgegnet einem jedoch bei einem Spiel der Brooklyn Nets im Barclays Center. Nicht nur einmal wurde ich hier Teil der schieren Sportbegeisterung und Energie – sobald ein Korb geworfen ist springt die gesamte Besatzung des raumschiffartigen Stadions auf, bejubelt und feiert den erhofften Sieg der Herzensmannschaft Brooklyns. Ein – so fühlt es sich zumindest an – uramerikanisches Volkserlebnis mit Folklore-Charakter und jede Menge Spaß daran, dabei zu sein.

Diese, neben vielen anderen prägenden Eindrücken, haben das Wagnis zum Erlebnis gemacht und mir alle Vorstellungen von einem Praktikum in New York erfüllt. New York ist anscheinend nicht nur ein Ort an dem viele Wünsche existieren, sondern auch in Erfüllung gehen.

»Eve just wanted to know shit.« – Neugier und Lust auf Neues – gesehen in der New Yorker U-Bahn und passend als Headline zu meiner Zeit in den USA und als Titel für meinen Praktikumsbericht.

»Congratulations your work was selected!« – Zum 61. Mal wählte der »Type Directors Club« in New York auch dieses Jahr knapp 300 Arbeiten von insgesamt über 1600 Einsendungen aus und prämierte sie mit dem »Certificate of Typographic Excellence«, eine Anerkennung hervorragender typografischer Leistungen im vergangenen Jahr.

Unserem Projekt »Momentaufnahme« wurde diese Ehre zuteil. Die Arbeit versucht, neue Blickwinkel der elektrisierenden Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu eröffnen. Als Vorlage dienten hierbei Auszüge aus dem Buch »Der Taumelnde Kontinent« von Philipp Blom, erschienen im Carl Hanser Verlag. Hier beschreibt Blom eine Zeit, die oftmals durch die Geschehnisse, die in naher Zukunft folgen sollten, überschattet wird. Die Rede ist von einer dynamischen und explosiven Zeit, in der sich neues Gedankengut ebenso schnell entfaltet, wie technologische Entwicklungen gen Himmel streben. Paläste für das Volk werden errichtet, dunkle Seiten der menschlichen Psyche werden erforscht und im Rausch der Geschwindigkeit steht das männliche Ego vor dem Umbruch, während sich eine neue, aggressive Frauenbewegung stark macht.

Den verschiedenen Themen wurde jeweils ein Buch gewidmet, das äußerlich an die zur selben Zeit aufkommenden »Inselbüchlein« erinnern soll. Jedes der insgesamt acht Bücher zeichnet sich durch eine autonome grafische Sprache aus und besticht durch individuelle Raffinessen bei der Weiterverarbeitung. So wurde auf verschiedene Papiersorten, Formate und Falttechniken bei der Ausarbeitung des Projekts zurückgegriffen. Im Bleisatz bedruckte Etiketten, die jeweils an identischer Stelle auf den einzelnen Büchern befestigt sind, geben dem Projekt eine zusätzliche Verbindung zwischen damals und heute.

Wir – Natalie Kennepohl, Miriam Rieger, Laura Ostermeier und Kevin Kremer – freuen uns sehr über  die Anerkennung des »Type Directors Clubs« und wir freuen uns, unsere Arbeit in über vierzehn Länder zeigen zu dürfen.

Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, Miriam Rieger, Laura Ostermeier
Wortskulpturen: Gewalt – Gefangen – Auflehnung

 

Baum im Herbst von Hermann Hesse

Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
mein Baum. Er liebt’s, ihm ist es leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.

Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
Gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der ihn ganz bezwungen hat.

Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbst, der milde Herbst
Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.

In Hermann Hesses Gedicht »Baum im Herbst« geht es um den so genannten Kreislauf des Lebens. Dieser Kreislauf des Lebens kann als ein Zustand zwischen Stillstand und Beschleunigung gesehen werden: Festhalten – Aufgeben – Bekommen.

Um das Ganze vor dem Hintergrund der Zeit des Ersten Weltkrieges zu betrachten und zu veranschaulichen werden die Worte Gewalt – Gefangen – Auflehnung verwendet. Sie zeigen einen ganz eigenen Kreislauf des Lebens, der auf den ersten Blick eher negativ erscheint, es aber nicht ist:

Gewalt ist eine Form des Kämpfens, um persönliche Werte durchzusetzen. Die Buchstaben fügen sich gegenseitig Gewalt zu, sie scheinen sich gegenseitig zu durchbohren, zu durchdringen und aufzuspießen.

Gefangen ist eine Form des Aufgebens und des gebrochenen Willens. Die verschachtelten Buchstaben wirken eng, bedrückend und scheinen sich resigniert ihrer Gefangenschaft hinzugeben.

Auflehnung ist eine Form neu gewonnene Hoffnung und Kraft zu zeigen. Die Buchstaben dieses Objektes scheinen der Gravitation zu trotzen. Sie türmen sich schräg nach oben auf und scheinen eine Revolte zu beginnen.

Durch die freie Anordnung im Raum kann der Betrachter das Projekt aus unterschiedlichen Perspektiven betrachte und so immer wieder neu erfahren.

Typografie 2. Semester:  »Laut & Leise«

Auch 27 Jahre nach dem tragischen Atomunglück von Tschernobyl im Jahre 1986 ist das Ereignis in unseren Köpfen verankert und steht nicht nur als Warnmal für den respektvollen Umgang mit mächtigen Technologien sondern vor allem als Denkmal für all die Arbeiter und Helfer, die sich unmittelbar am Ort des Geschehens zur Zeit der verheerenden Explosion befanden – ganz zu schweigen von denjenigen, die in Folge der radioaktiven Verstrahlung bis in die heutige Zeit unter den Ausmaßen der Katastrophe zu leiden haben.

Typografisch steht Tschernobyl für das Laute – die Opfer für das Leise. Um diesen würdig entgegenzutreten wurde neben den beiden eigentlichen Arbeiten eine zusätzliche Konzeption entworfen, die sämtliche Opfer der Tragödie namentlich erwähnt und deren individuellen Schicksale einzeln auflistet und behandelt. Somit soll der Aufgabe die nötige Untermauerung verliehen werden, die, bei einem so sensiblen Thema, unabdinglich ist.

Miriam Rieger, Kevin Kremer, Corinna Rusker
Typografie 2. Semester: Analyse der Theinhardt Grotesk

Ein Steckbrief der »Theinhardt Grotesk« würde recht einfach aussehen. Es handelt sich bei der 2009 veröffentlichten Schrift um eine statische Grotesk des Schweizers François Rappo, die stark der »Akzidenz-Grotesk« von Berthold ähnelt. Doch wer hätte gedacht, dass sich während der Recherche für die Schriftanalyse mehrere geschichtliche Widersprüchlichkeiten auftun.

Geschichtliche Widersprüchlichkeiten

Dabei ging es stets um eine Schrift – die »Royal Grotesk«. Basierend auf einem Schriftmuster dieser Serifenlosen schuf François Rappo seine »Theinhardt Grotesk«, benannt nach Ferdinand Theinhardt, einem Schriftgießer und -schneider zwischen 1820 und 1906. Die bereits erwähnten Widersprüchlichkeiten handelten stets davon, ob Ferdinand Theinhardt die »Royal Grotesk« geschnitten hatte, oder nicht. Die umfassende Recherchearbeit, auch zu anderen einflussnehmenden Schriften und Schriftgießereien des frühen 20. Jahrhunderts, wurde in einem großen geschichtlichen Teil in der Schriftanalyse verarbeitet. Die Frage, ob Ferdinand Theinhardt nun die »Royal Grotesk« geschnitten hat, konnte nicht ganz beantwortet werden.

Formale Aspekte

Der zweite Teil der Schriftanalyse beinhaltet u.a. die umfassende Analyse der formalen Aspekte der »Theinhardt Grotesk«. Speziell zu der Wirkung der Schrift, findet sich ein ausklappbares Poster im Buch, das die Eigenschaften der »Theinhardt Grotesk«, als »neutraler Berichterstatter« besonders hervorhebt. Außerdem war Herr Rappo gegenüber der Beantwortung von Fragen recht aufgeschlossen und so ist auch ein abschließendes Interview im Buch enthalten, das alle Fakten rund um die »Theinhardt Grotesk« nochmals zusammenfasst.

Bei der Gestaltung sollte der Schweizer Stil formgebend sein. Die Wahl der Farben ist recht schlicht und beschränkt sich auf Schwarz, Weiß und Rot. Bei den Bildern wurde verstärkt auf eine Rasteroptik zurückgegriffen mit einer zusätzlichen, roten Farbüberlagerung. Diese Farbüberlagerung findet sich in dem rot-transparentem Schuber wieder, in dem sich die großformatige Schriftanalyse befindet, welche etwas kleiner ist als A3. Das große Format des Buches sollte einen Rückbezug zu dem ursprünglichen Einsatz der Serifenlosen schaffen, die zu Beginn ausschließlich als Auszeichnungsschrift und demnach sehr groß, verwendet wurden. Ein weiteres besonders Gestaltungselement sind die Fußnoten, welche durch eine Vielzahl an Quellen teilweise recht ausladend sind. Diese wurden dem Raumaufbau zuträglich, frei angeordnet.

Kevin Kremer
Typografie 2. Semester

Diesem Schriftentwurf lag das eigentliche Ziel zu Grunde, eine geeignete Darstellung für die »Angst« zu finden. Es entstand ein Alphabet aus den Nieten.

An sich zeichnet sich der Entwurf durch die Bipolarität, die ihr inne wohnt, aus. Einerseits wirken die Nieten fantastisch schön und ästhetisch, man wird schnell von den Reflexionen in den Bann gezogen. Andererseits ist die »Bedrohung«, die von ihnen ausgeht, deutlich wahrnehmbar – bei der Betrachtung bekommt man das unangenehme Gefühl, man könnte sich an ihnen verletzen. Durch die Betrachtung in schwarz weiß kommt dieser Kontrast zwischen Schönheit und Bedrohung noch stärker zu Geltung.

Visualisierung von Musik
Divertimento in F von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 247)
Kevin Kremer

Bei dieser Visualisierung von Musik war der Grundgedanke das Verhältnis zwischen zwei Kräften – der Unterdrückung und dem Aufbruch – darzustellen. Der Aufbruch ist es, der uns vermeintlich weiter bringt. Das sich Lösen vom Gültigen. Das Beschreiten neuer Wege. So einfach ist es natürlich nicht. Das Eine hat ohne das Andere keinen Sinn – ohne eine Unterdrückung, kein Aufbruch.

Um das gesetzte Ziel zu erreichten wurden zunächst die Formen definiert, die für die jeweiligen Begriffe stehen sollten. Für den Aufbruch wurde eine biomorphe, aus drei einzelnen Ellipsen aufgebaute Form gewählt. Jede dieser Ellipsen steht für eine im Stück vorkommende Violine. Um die Unterdrückung darzustellen wurde sich für ein Quadrat entschieden, da dies durch seine Statik und Schwere die von dem Zusammenspiel des Horns und des Basses erzeugten Emotionen wiedergibt.

Die herausgezogene Teilsequenz des Stückes (Divertimento in F von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 247), Allegro) hat eine Länge von insgesamt 45 Sekunden. Jeder Sekunde wurde eine Form des Aufbruchs zugeschrieben. Da bei der Auswahl der Sequenz darauf geachtet wurde, eine Entwicklung von einer dominierenden Unterdrückung, hin zu einem dominierenden Aufbruch darzustellen, sind die Formen des Aufbruchs zu Anfang sehr klein, werden allerdings von Schicht zu Schicht proportional größer und jeweils um einige Grad gedreht. Nachdem alle 45 Schichten definiert waren wurde nun das Quadrat der Unterdrückung darunter gesetzt.

Betrachtet man das Objekt von oben wird deutlich, dass die letzten 5 Schichten des Aufbruchs das Quadrat überragen. An diesen Stellen der gewählten Sequenz dominiert also der Aufbruch die Unterdrückung. Jedoch ist das Quadrat und somit die Unterdrückung fortlaufend präsent, was den Gedanken, dass der Kampf zwischen Aufbruch und Unterdrückung nicht durch die Grenzen des Stücks beschränkt zu sein scheint – vielmehr hat es den Anschein, als ginge es hier um einen Kampf, der sich schon lange vor und noch weit nach dem Stück fortzieht, Mozart allerdings nur eine Teilsequenz des Ringens von Unterdrückung und Aufbruch miteinander für sein Werk herausgezogen und musikalisch festgehalten hat.